Unverbissen vegetarisch

…flexitarisch, vegetarisch, vegan? Hauptsache, die Richtung stimmt!

Interview mit Rainer Langhans: 40 Jahre vegetarisch, heute fast vegan

Claudia Klinger: Hallo Rainer, sei gegrüßt! Deine kompromisslos tierfreundlichen Auftritte im Dschungelcamp haben mich auf die Idee gebracht, dich für „unverbissen vegetarisch“ zu interviewen.
Sag, wie bist du zum vegetarischen Leben gekommen?

Rainer Langhans: Durch meinen spirituellen Meister, der lehrte: möglichst kein Lebewesen verletzen! Strenger Vegetarismus war Voraussetzung für meine Initiation.

CK: Du sprichst von „Vegetarismus“. Gab es denn schon die Unterscheidung vegan/vegetarisch, als du deine Ernährung umgestellt hast?

Rainer Langhans, Foto: Thomas Böhm / TTLanghans: Nein, vor fast vierzig Jahren wurde das noch nicht unterschieden.

CK:
Vor 40 Jahren – also 1971 – hattest du schon einen „Meister“? Magst du sagen, wer das war? Damals hat es ja gerade erst angefangen mit der „spirituellen Szene“…

Langhans: 1972 wurde ich von Kirpal Singh initiiert, der 74 seinen Körper verließ.

CK: Und kannst du dich erinnern, ob dir der Verzicht auf Fleisch schwer gefallen ist?
Was hat sich für dein Empfinden dadurch spürbar verändert?

Langhans: Es ist mir leicht gefallen. Bin seitdem gesünder und ‚leichter‘.

CK: Wie sieht deine Ernährung heute konkret aus? Kommen tierische Produkte in deinem Speiseplan noch vor? Mich interessiert, ob dein Motive allein das „Tiere töten bzw. nicht töten“ umfasst – oder ob du auch Nutztierhaltung ablehnst.

Langhans: ich lebe nicht ganz vegan. Manchmal gibt es noch biologischen Käse, Butter, Honig. Das wird aber weniger – und damit auch die Nutzung der Nutztierhaltung.

CK: Kochst du viel selbst oder gehst du häufig essen, bzw. nutzt Fertigprodukte? Was sind denn so deine Standardgerichte?

Langhans: Zweimal täglich gibt’s Rohkost, etwas Kartoffeln, Tofu…und ja, ich koche selbst.

CK: Wenn du heute ein zunehmendes Selbstverständnis als Veganer hast, warum macht es dir dann nichts aus, im TV für einen Schuh-Versand zu werben? (der ja jede Menge Lederschuhe vertreibt…)

Rainer Langhans, Foto: Thomas Böhm / TTLanghans: die haben mich einfach missbraucht dafür. Ich wollte dann aber kein Geld, sondern einen neuen Spot, der diese Verarsche ihres Spots korrigiert. Steht jetzt im Netz.
Ist das Werbung für sie oder vor allem für mich? Sollte man sowas machen? Ist es gelungen?

CK: Mich hat’s jedenfalls amüsiert! Und mir hat gefallen, dass in „deinem“ Spot endlich mal ein Oldie der Jugend erklärt, was Community ist.

In der Presse war zu lesen, dass du in einer 29-Quadratmeder-Wohnung lebst und ca. 260 Euro Rente bekommst. Ich gehe davon aus, dass du da immer mal wieder was dazu verdienst, sogar soviel, dass „Grundsicherung“ für dich keine erstrebenswerte Sache ist.

Langhans: Es sind genau 205 Euro Rente. Und stimmt: Ich brauche keine Grundsicherung und früher auch keine Sozialhilfe. Bin davon abgesehen aber für das bedingungslose Grundeinkommen.

CK: Sag: Bist du glücklich so? Fühlst du dich nicht beengt auf nur 29 Quadratmetern? Kommt diese Askese aus der gleichen Quelle wie die Entscheidung für streng vegetarische Ernährung?

Langhans: Es ist keine Askese, sondern einfach die richtige Lebensweise für ein ‚geistiges‘ Leben. Wenig Materie wird viel Geist…

CK: Ich habe ein wenig über deinen spirituellen Lehrer recherchiert. Ein Satz von Kirpal Sing hat mir gut gefallen:

„Wer angibt, den unsichtbaren Gott zu lieben, aber für seinen sichtbaren Mitmenschen weder Rücksicht noch Liebe aufbringt, ist auf dem falschen Weg.“

Woher kommt es deiner Ansicht nach, dass nicht wenige Tierfreunde für Menschen keine Liebe mehr übrig haben?

Rainer LanghansLanghans: Dahinter steht, dass sie mit Menschen offenbar nicht zu Recht kommen.

CK: Was sagst du Leuten, die so drauf sind?

Langhans: Sie sollten an sich arbeiten!

CK: Für viele bist du ja über die Sendung „Dschungelcamp“ wieder ins Bewusstsein gerückt. Was war dein Motiv, da mitzumachen? Ich nehme an, das Honorar war ein wichtiger Punkt, aber doch sicher nicht der einzige?

Langhans: Das Honorar war unwichtig. Ich war gespannt auf die Kommune-Erfahrung in diesem Arrangement.

CK: Eine letzte Frage: Du bist jetzt 70. Wie fühlst du dich damit? Hast du noch Pläne oder lebst du so in den Tag? Was würdest du noch gerne tun/erleben?

Langhans: Das Wichtigste: Nach innen gelangen.

CK: Lieber Rainer, ich danke dir herzlich für dieses Gespräch!

***
Fotos: Thomas Böhm / TT

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Autor: Claudia Klinger

Mit weiteren, teils recht persönlichen Themen findet man mich auf meinem seit 1999 aktiven Digital Diary. Und Veggie-News gibts auf Twitter.com/unverbissen. Unverbissen Vegetarisch gibts - noch! - auch auf Facebook,

3 Kommentare

  1. sehr interessantes interview! danke dafür. :-)

  2. da muß man schon sehr initiiert sein, um draufzukommen, daß Menschen, die Schwierigkeiten mit Menschen haben, mit Menschen offenbar nicht zurechtkommen ;=)

    Claudia, bl0ß weil du kein Fleisch mehr ißt, mußt du doch deinen sonst so kritischen Verstand nicht gleich an der Türe abgeben, und diesem Flachtreter auf den Leim gehen ;=)

    tstssts, Connie

  3. @conny: inwiefern wäre ich ihm denn „auf den Leim gegangen“?? Ich habe Rainer zu diesem Interview eingeladen und Fragen gestellt – was er antwortet, kann ich vorher weder wissen, noch wollte ich das beeinflussen. Text ist im übrigen einfach nicht sein Ding, das hab ich auch festgestellt. Hab mir die Autobiografie gekauft und festgestellt: die ist ERZÄHLT… und gar nicht langweilig!