Kann das wirklich sein? Ein ganzes Zehntel der repräsentativ (!) Befragten gibt immerhin an, kein Fleisch zu essen!
Nachdem die WHO rotes Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ und Wurst, Schinken & Co. als „krebserregend“ eingestuft hatte, widmete sich die deutsche Medienöffentlichkeit dem Thema ausgiebig. Na klar, bringt doch kaum etwas so viel Aufmerksamkeit wie Kontroversen um ein Verhalten, dass die große Mehrheit schier unerschütterbar praktiziert! Dazu gab es – wie immer – Umfragen, um heraus zu finden, wie die Bürger tatsächlich ticken. Etwa die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Über deren Ergebnisse berichtete der SPIEGEL wie folgt:
„Mehr als jeder siebte Befragte will wegen der Krebs-Warnung der WHO künftig weniger Fleisch essen (15 Prozent). 68 Prozent wollen trotzdem genau so viel Fleisch wie bisher verzehren. Dass sie schon jetzt kein Fleisch essen, sagten zehn Prozent. Insgesamt wurden 2019 Bürger befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung über 18 Jahre.“
Die ganze Aufregung ist noch nicht mal einen Monat her, aber scheinbar schon weitgehend vergessen. Mir ist bei der Berichterstattung aufgefallen, dass die Ergebnisse mit unterschiedlichem Tenor kolportiert wurden. Mal feierte man, dass sich „73 Prozent keine Sorgen machen“, andere betonten, dass sich immerhin 24 Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer wegen der WHO-Verlautbarung Sorgen machen oder hoben hervor, dass 15% der Befragten künftig WENIGER Fleich essen wollen.
Der Vollständigkeit halber halte ich hier jetzt mal fest: 10 Prozent der Deutschen über 18 essen nach eigenen Angaben kein Fleisch.
Das ist eine Zahl, die mir bisher so noch nicht begegnet ist, da ja meist nur Vegetarier bzw. Veganer „statistisch erfasst“ werden, nicht aber Menschen, die kein Fleisch essen – also z.B. durchaus noch Fisch verzehren. 10% sind eine Menge – und für die Fleischwirtschaft ist das im Grunde ein Desaster.
9. Januar 2016 um 07:25
Die Meinungsumfragen geben eher Tendenzen, gute Vorsätze und vage Vorhaben wieder, die oft wenig mit den tatsächlichen Verhältnissen zu tun haben.
Es gibt viel Übersichten, die detailliert sind und erhebliche geographische und andere Unterschiede im Fleischkonsum ergeben.
Das Schönreden ist kontraproduktiv, wie es vor allem vom Vegetarierbund betrieben wird. Dieses Jahr werden etwa 10 Prozent, nächstes Jahr bestimmt mehr als Vegetarier vereinnahmt – die oft schon am nächsten Tag ( als Flexitarier, also absolut unzuverlässig ) alles wieder vergessen.
Seit Jahren stagniert der Vegetarieranteil bei ungefähr 3 Prozent, wie alle seriösen Übersichten ergeben, vom Fleischatlas bis zur Forsastudie des Ernährungsministerium ( FAZ 6.1.2016 ).
Dabei wird auch festgehalten, dass Süßigkeiten, Cola usf. beliebter sind als natürlichere Sachen. Nur auf Weglassen von Fleisch zu setzen ist wenig sinnvoll, wenn Nährstoffe nicht durch Gemüse und Vollkorn usw. erhalten werden. Das lernt man nur in vielen Jahren.