Den Hype um den sündhaft teuren Burger von Beyond Meat hab‘ ich nicht mitgemacht. Fünf Euro darf ein veganer Burger aus pflanzlichen Bestandteilen einfach nicht kosten!
Umso interessanter fand ich den Next Level Burger von LIDL: Ob sie es wohl schaffen, genauso zu beeindrucken, wie der Burger von Beyond Meat die Leute offenbar beeindruckt hat?
Gestern gab es den sogar im Angebot: Frü 2,49 Euro erstand ich zweimal 130 Gramm „Next Level“ und war gespannt, wie dieses Nachahmer-Produkt wohl schmecken würde.
Stolz präsentiert LIDL den Burger aus Erbsen-, Soya- und Weizeneiweiß mit der Aufschrift: „20 Gramm pflanzliches Eiweiß pro Portion“ (=130 Gramm), also ca. 15%. Zum Vergleich:
- Tofu: 15%
- Seitan: 30%
- Hamburgerfleisch: 16-17%
Insofern kann der vegane Burger also durchaus punkten. Seine Machart sei von Beyond Meat abgekupfert, schreiben verschiedene Medien. Na und? Zum Glück gibts im Lebensmittelbereich kein Copyright (das wäre das Ende der Kochkultur!), zudem ist der LIDL-Burger weder Soya- noch Gluten-frei wie der Burger von Beyond Meat. Mich stört das nicht, ich mag Soyaprodukte und habe auch schon viel mit Seitan gekocht – es hat mir nie geschadet!
Alsdenn: Ab in die Pfanne mit den Burgern! Und da zeigt sich ein Verhalten, das LIDL wegen mir nicht hätte „abkupfern“ müssen:
Die Patties tun so, als würden sie „ausbluten“. Roter Saft läuft raus, im Lauf des Bratens auch noch etwas mehr als auf dem Foto zu sehen. Kein schöner Anblick! Das kommt vom enthaltenen Rote-Beete-Saft. Sicher hätte man die Rote-Beete-Färbung auch ohne „Auslaufen“ hinbekommen. Aber es sollte halt möglichst Fleisch-ähnlich sein. Dabei vermeidet man bei der Fleischzubereitung eigentlich gerne das Auslaufen, sowohl in der Pfanne als auch auf dem Teller.
Da landete schließlich auch mein Testburger, zusammen mit selbst gemachten Pommes, gebratenen Zwiebeln und Ketchup.
Beim Braten ist mir aufgefallen, dass die Burger nur schlecht Röststoffe entwickeln. Am Ende hat das aber nicht gestört. Meine Erwartungen an den Geschmack waren niedrig, umso erstaunter war ich dann beim Probieren: Das schmeckt tatsächlich ziemlich gut! Und auch sehr „fleischnah“! Von der Konsistenz sind die Burger etwa so wie grober Leberkäs, zum Glück ohne den typischen Leberkäs-Geschmack. Ich hatte im Leben schon deutlich schlechtere und geschmacklosere Pattys aus echtem Fleisch!
Also alles gut?
Naja, für ab und zu, wenn es schnell gehen soll. Richtig gesund ist so ein Fast Food auch nicht, wenn er aus Pflanzen besteht. Die Inhaltsstoff-Liste ist nun mal ziemlich lang:
Update 5.1.2020
Ökotest hat mittlerweile vegane Burger getestet und bewertete den Second-Level-Burger mit „mangelhaft“.
„Das von uns beauftragte Labor hat eine aus unserer Sicht „stark erhöhte“ Menge an Mineralölbestandteilen im Next Level Burger von Lidl nachgewiesen. Mehr als die Hälfte aller Patties im Test enthalten diese Fremdstoffe. In allen Fällen handelt es sich dabei um gesättigte Kohlenwasserstoffe MOSH oder vergleichbare Verbindungen. Eine gesundheitliche Bewertung von MOSH steht zwar immer noch aus, aber aus der Analyse menschlicher Gewebe ist bekannt, dass sich die Mineralölbestandteile etwa in der Leber oder im Fettgewebe anreichern.“
LIDL reagierte wie folgt:
„Laut mehrerer Gutachten des Herstellers waren chargengleiche Rückstellmuster frei von Mineralölbestandteilen und gentechnisch veränderten Anteilen. Der Hersteller informierte uns außerdem darüber, dass das Produkt ab November 2019 in einer recyclefähigen Verpackung im Handel erhätlich ist.“
Das mit dem Mineralöl darf natürlich nicht sein! Doch auch zwei weitere Feststellungen führten zum Punktabzug:
- Die Verwendung von Hefeextrakt als Geschmacksverstärker: ich habe nichts gegen Hefe, irgendwoher muss der Umami-Geschmack, den ich vom Burger erwarte, ja kommen! Ich verwende auch selbst „Vitamin R“ (=Hefeextrakt) und Hefeflocken als Geschmacksgeber in Fleischalternativen.
- „Spuren von“ gentechnisch verändertem Soja: Auch die bringen mich nicht um. Es sind wie gesagt nur „Spuren“, die in viele gentechnikfreie Produkte gelangen, auch wenn tatsächlich unverändertes, normales Soja verwendet wird.
Sensorisch und geschmacklich hatten die Tester nichts zu kritisieren, sondern fanden das Produkt „fleischähnlich“ – genau wie ich.
29. August 2020 um 21:33
Danke für Deine „unverbissenen“ Tests. Ich schließe mich Deinem Urteil zum veganen LIDL Burger an. Ein paar Ergänzungen vielleicht:
Mittlerweile ist der umweltfreundlicher verpackt, hat 18,5 Prozent Eiweiß. Das Sojaeiweiß ist für unsere Verdauung gut verwertbar, das Weizeneiweiß nicht so toll, gibt aber den fleischartigen Biss. Röststoffe sind mittlerweile eher zu leicht herzustellen, aufm Grill ist Vorsicht geboten (schnell dunkel).
Der Fettgehalt ist so im Mittelfeld, einiges weniger als Beyond Meat (schmecken tut der, keine Frage).
Ich traue in Sachen „Reinheit“ den Produkten der großen Ketten (ALDI, LIDL, EDEKA etc.) übrigens eher als den kleinen Marken, da deren Produkte sofort von jedem getestet und auseinandergenommen werden. Bei den „Kleinen“ lese ich dann wirklich gerne Tests, da ist von Supi bis Katastrophe alles dabei.
Den Quark von Ökotest mit den „Spuren“ von Gentechnik (das ist selbst für Biobauern wegen der Nachbarschaft kaum vermeidbar, auch bei der Verarbeitung kommt da mal ne „Spur“ rein) sowie dem Hefeextrakt (das steht dosenweise im Bioladen!) kann ich nicht ernst nehmen. Das richtet definitiv nicht den geringsten Schaden an.
Und dann noch die Frage nach den Ölrückständen: Wie viel war das? Was gilt als Gesundheitsgefährdend? Und ein großer Anbieter wie LIDL stellt so was schnell ab.
Und noch eine Kleinigkeit:
Tofu hat nun echt keine 15 Prozent Eiweiß. Bei maximal 8 Prozent ist Schluss.
Mach weiter so und teste doch mal den „neuen“ Next Level Burger. Der ist echt okay.