Unverbissen vegetarisch

…flexitarisch, vegetarisch, vegan? Hauptsache, die Richtung stimmt!

Sascha Lobo: Bewusstwerdungsmaschine Internet pusht Veganismus

Eine kurze Analyse zur Frage, warum sich immer mehr Menschen vegan oder vegetarisch ernähren, hat Sasche Lobo auf SPON veröffentlicht. Seine These:

„Das Internet funktioniert als Bewusstwerdungsmaschine. Egal, für welches Thema man sich interessiert, man findet nähere Informationen, emotionale Inszenierungen und vor allem Gleichgesinnte. In der Welle des Veganismus sehe ich ein positives Musterbeispiel für die Wirkung des Netzes auf die Gesellschaft. Wir werden uns der Folgen unseres bisher als normal empfundenen Lebensstils bewusst – oder wenigstens bewusster“.

Fragt sich nur, wer ist „wir“? Immerhin muss man sich ja zunächst für das Thema Fleischkonsum und Massentierhaltung „interessieren“, um im Internet, speziell in den sozialen Medien, die vielen informativen, aber auch stark emotionalisierenden Botschaften zur Kenntnis zu nehmen.  Und selbst dann: bei wie vielen bewirkt das ein Umdenken, das auch zu Konsequenzen führt?

Voll vegan ernähren sich gar nicht so viele, nämlich je nach Statistik ein– bis eineinhalb Prozent. Und das neun Jahre nach Erscheinen des Buchs „Tiere essen“ (Amazon-Link), das für viele einen Augenöffner in Sachen Fleischwirtschaft und Tierleid darstellte (auch für mich).

Auch im Artikel von Lobo wird man zum Start auch erstmal desillusioniert:

„Anfang 2019 wird ein Feldversuch bekannt, bei dem Edeka in 18 Filialen drei Kategorien Fleisch nebeneinander anbot: teures Biofleisch, mittelpreisiges Tierwohl-Fleisch und konventionelles Billigfleisch. Fast drei Viertel der Kunden entscheiden gegen Bio und Tierwohl. Trotz riesiger Hinweisschilder.“

Immerhin ist die Jugend besser drauf, denn ein Drittel der 15 bis 24-Jährigen isst vegan, vegetarisch oder flexitarisch, wie zumindest ein „schwedisches Jugendbarometer“ befindet, das Lobo im Artikel zitiert. Er streift dann noch die „ungelöste soziale Frage“, die mit höheren (aus artgerechter Haltung resultierenden) Fleischpreisen verbunden ist und spricht über weitere Faktoren, die zur Verbreitung der veganen Lebensweise beitragen. Bzw. „zur Bewusstwerdung“, denn dazu verhelfen auch die vielen Streitereien rund ums vegane Thema.

Prompt schreibt ein „Mehrleser“ in den Kommentaren:

„Wer das Gegensatzpaar „Fleischkonsum“ – „Veganer“ aufbaut, hat die Ersatzreligion „vegan“ nicht verstanden. Da reden wir nicht über Fleisch, sondern über die Frage, ob bei „veganen Gummibärchen“ Bienenwachs als Trennmittel verwendet werden darf.“

Ja, da trifft er einen Punkt, der mich immer schon vom 100%ler-Veganismus abgeschreckt hat: nämlich der Eindruck, dass es vielen gar nicht vornehmlich um Tierleid oder Umwelt geht, sondern um das – möglichst oft aneckende! – Zelebrieren eines angesagten Lebensstils.

Viel deprimierender finde ich jedoch die 75 Prozent, die im Feldversuch an der Fleischtruhe unverändert zum Billigfleisch griffen. Obwohl sie ganz sicher nicht alle SO ARM sind, dass sie sich eine bessere Haltungsstufe nicht leisten könnten!

Massentierhaltung abwählen ist möglich – auch ohne totalen Fleischverzicht

Dabei ist es durchaus möglich, zumindest das übelste Massentierhaltungsfleisch zu vermeiden, auch wenn man NICHT ganz auf Fleisch verzichten will:

  • Viel seltener, dafür dann besseres / teureres Fleisch von Tieren, die gut gelebt haben.
  • im Herbst/Winter auch mal regionales Wildfleisch
  • Ausprobieren guter Fleischalternativen (die werden ständig besser!)
  • Besser kochen lernen: Es gibt viele, immer schon vegane oder vegetarische Gerichte, die man halt kennen und zubereiten können muss.

Ich glaube, der letzte Punkt ist weit wichtiger als man allgemein denkt! Es ist ja so einfach, eine Wurst oder einen „Lappen Fleisch“ zu braten. Als Imbiss einfach so mit Brot, als „richtiges Essen“ mit einer ebenso simplen „Beilage“, wie z.B. TK-Pommes und Salat.

Davon muss man erstmal weg kommen, was auch eine Frage der Zeit ist.

Was für ein endloses Thema.. aber ich hör jetzt mal besser auf! :-)

Autor: Claudia Klinger

Mit weiteren, teils recht persönlichen Themen findet man mich auf meinem seit 1999 aktiven Digital Diary. Und Veggie-News gibts auf Twitter.com/unverbissen. Unverbissen Vegetarisch gibts - noch! - auch auf Facebook,

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